Delmenhorster Kreisblatt am 10.04.1996:

Vor 90 Jahren begannen die Radsportler im Saal

Der RV Urania hat Geburtstag - Empfang in der Gründungsgaststätte - Achtfacher deutscher Bergmeister

 

Von Roger Möhlenhoff

Delmenhorst. Der Radsportverein Urania ist am Sonnabend um 11 Uhr im Landgasthaus 'Zur Pultern' Gastgeber eines Sektempfanges für geladene Gäste. Der Grund: Es gilt den 90. Geburtstag des Vereins in seiner Gründungsgaststätte zu feiern.

 

Am 15. Mai 1906 wurde von radsportbegeisterten Delmenhorstern der RV Urania Stickgras gegründet. Im Vordergrund des Vereinssport stand damals allerdings nicht der Straßenrennsport, sondern der zu damaliger Zeit sehr populäre Saalsport. Der Vierer-Reigen, eine Formation im Kunstradfahren sowie Einzelfahrer erzielten damals prächtige Erfolge für den RV Urania. Aufgrund dieser Leistungen sowie durch die Kriegswirren des ersten und zweiten Weltkrieges ist es zurückzuführen, daß dem Verein nie der Gedanke kam, eine Straßenmannschaft aufzubauen. Dabei zeichnete es sich deutlich ab, daß die Zukunft in Straßenveranstaltungen liegen würde.

Ein Beispiel dafür war das steigende Interesse an den großen Profi-Veranstaltungen, den Frühjahrsklassikern und den Rundfahrten. Die Lücke, die dadurch entstand, wurde im Frühjahr 1949 mit der Gründung des Rad- und Rollschuhclub Roland in Heidkrug schnell geschlossen. In diesem eigenständigen Verein gründete sich eine Straßenrennsportmannschaft, die auch an Straßenrennen wie Delmenhorst - Wildeshausen - Delmenhorst teilnahm. Doch schon bald

schlossen sich diese, zum Teil noch heutigen Mitglieder, dem RV Urania Delmenhorst an. Somit begann Anfang 1950 der RV Urania durch neue Impulse der zugewanderten Radsportanhänger mit der Fortsetzung des Sportbetriebes.

 

Nun drehte sich bei Urania alles nur noch um den Straßenradsport. Der Saalsport wurde später mangels Teilnehmer eingestellt. Schon im gleichen Jahr wagten die Fahrer ein Straßenrennen von Stickgras nach Barrien und zurück, wo der Uraniafahrer Manfred Tielsch den dritten Platz belegte. Der Straßenrennsport gewann Auftrieb. Aufgrunddessen wurden jährlich ein Straßenrennen und ein bis zwei Querfeldeinrennen im Tiergarten veranstaltet. Mit der Einrichtung einer neuen Aschenbahn im Delmenhorster Stadion kam es jährlich zu vier Bahnveranstaltungen. Diese Bahnrennen fanden sowohl bei den Aktiven als auch bei den Zuschauern großen Anklang. Bis zu 1000 Fans strömten in das Stadion, um die Pedalritter zu bejubeln. Den größten Erfolg erzielte der schon erwähnte Manfred Tielsch im 175-Runden Mannschaftsfahren mit seinem Hannoveraner Partner Hahn.

 

Im Laufe der 60er, 70er und 80er Jahre wurden wiederholt Straßenrennen, Bahnveranstaltungen und Querfeldeinrennen in Delmenhorst mit Begeisterung ausgetragen. Durch die Erfolge der RV Urania Fahrer Ernst Klose, Enno Würdemann, Manfred Tielsch und den ehemaligen ersten Vorsitzenden Fritz Grünefeld sowie die später hinzustoßenden Vereinskameraden Hermann Wittenberg, Uwe Kettler, Michael Paschmeyer und Tilmann Falt kam es im Zuge der Jugendförderung und des effektiveren Trainings auch zu Trainingsrennen in Horstedt.

 

Die erfolgreichsten Fahrer des RV Urania sind Jörg Grünefeld, der mehrmals Bezirks- und Landesmeister in der Schüler und Jugendklasse wurde, und der Amateurfahrer Michael Schenk, der an der Niedersachsenrundfahrt teilnahm. Ihm gelang es auch, als einziger Urania-Fahrer achtmal deutscher Bergmeister zu werden. Aber der Verein litt unter den wachsenden Erfolgen seiner Fahrer, da viele dieser Radsportler größeren Vereinen den Vorrang gaben, so auch Schenk,

der später für den erfolgreichen RC Dortmund fuhr.

 

Dennoch schaffte es der RV Urania immer wieder, seinen Mitgliederstand zu halten. Seit 1991 zeichnet sich ein Aufschwung des RV Urania, ausgelöst durch neue junge aktive Mitglieder wie den heutigen Vereinsvorsitzenden Axel Kalkowski, ab. Nun geht es sportlich gesehen wieder bergauf. Es entstand erneut eine Rennmannschaft, die bis dahin mangels aktiver Fahrer unterging und sich heute wieder aus sechs C-Klasse-Amateuren und einem Juniorenfahrer

zusammensetzt.

 

Ebenfalls hat der Verein eine Radtouren-Sparte, wo mit heller Begeisterung von Jung bis Alt an langen und kurzen Ausfahrten im Rahmen der RTV-Veranstaltungen teilgenommen wird.

Der Vereinsarbeit der jungen und alten Garde ist es zu verdanken, daß seit drei Jahren das traditionelle Straßenrennen in Annenheide sowie die RTF-Veranstaltung wieder ausgetragen werden. Beide Wettbewerbe erfreuen sich aufgrund der stärker werdenden Popularität des Radsportes großer Teilnehmerzahlen.

 

Der RV Urania hofft durch die diesjährige starke Profimannschaft des Team Telekom, dessen Pressesprecher das Urania-Mitglied Tilmann Falt ist, daß sich verstärkt junge Radsportbegeisterte dem Verein anschließen. Zum Jahresbeginn bildeten 21 männliche und vier weibliche Personen den RV Urania.

 

 

Delmenhorster Kreisblatt vom 15.04.1996:

Radfahren bleibt Volkssport

RV Urania feiert sein 90 jähriges Bestehen im festlichen Rahmen

 

Der rührige Radsportverein Urania Delmenhorst feierte in der Gründungsgaststätte 'Zur Pultern' sein 90 jähriges Vereinsbestehen, zu dem leider nur 35 Personen erschienen. Zu ihnen zählten auch die stellvertretende Sportausschußvorsitzende Käthe Stüve, Stadtsportbund-Vorsitzender Horst Fastje und der Bezirkssportvorsitzende des Radsportes, Klaus Schmeldenkopf. Stüve, die

eigentlich selbst auf dem Fahrrad kommen wollte und jedem der 25 Vereinsmitglieder eine Rose hinterließ, erinnerte daran, daß das Radfahren Volkssport sei und der Gesundheit diene. Fastje, der einen Scheck für die Jugendarbeit mitbrachte, sprach von einem idealen Breitensport und wünschte dem RV Urania Mitgliederzuwachs.

 

In kaum einem anderen Verein übernahm so eindrucksvoll die Jugend Vorstandsämter von so erfahrenen Mitgliedern wie zum Beispiel einem Stefan Mayer. So paßte es in den Rahmen, daß der 24 Jahre alte Vorsitzende Axel Kalkowski die Eingangsrede hielt, daß der 19 Jahre alte Pressewart Roger Möhlenhoff einen Abriß über die Vereinsgeschichte lieferte. Der Nachwuchs des befreundeten RV Adelheide zeigte dann Proben seines Könnens im Kunstradfahren, ehe ein kaltes

Buffet einlud.

 

Der Verein ehrte für langjährige Treue mit Bronzeplakette Hans-Jürgen Kleinwechter, Tilman Falt, mit Silber Berta Schroer, Agnes Tielsch, Jörg Grünefeld, Fritz Nordbruch, Dr. Hermann Wittenberg, mit Gold Walter Sommer, Horst Fastenau, Fritz Grünefeld, Horst Vielauf, Stefan Mayer, Kurt Michaelis, Manfred Tielsch sowie für sportliche Erfolge Katja Kalkowski und Valentin Kluge.


 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

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